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"Mehr Sachlichkeit - Weniger Ideologie!" - BETAEXPO bot spannende Agrar-Diskussionsrunde

by Stefanie Janitsch | Jun 22, 2018

Die BETAEXPO - Österreichs größtes landwirtschaftliches Schaufeld – direkt neben der AGRANA Zuckerfabrik in Tulln stand Mitte Juni ganz im Zeichen der aktuellen produktionstechnischen Herausforderungen im Ackerbau. Rund 3.000 Besucher folgten der Einladung und nahmen an den vielfältigen fachlichen Programmpunkten teil.

Das BETAEXPO-Programm richtete sich an zukunftsorientierte Landwirte und an alle Interessierten aus den Bereichen Agrarpolitik, Pflanzenzüchtung, Pflanzenschutz, Düngung und Maschinentechnik. Auf den über 600 Schauparzellen der insgesamt vier AGRANA-Kulturen Kartoffel, Mais, Weizen und Zuckerrübe konnten Sortenversuche, Düngeversuche sowie Herbizid- und Fungizidvarianten im direkten Vergleich am Feld begutachtet werden. Speziell zu Neuentwicklungen in der Produktionstechnik und Fortschritten im Bereich der Züchtung und des Pflanzenschutzes wurde eine Vortragsserie mit Experten geboten.

Nach der offiziellen Eröffnung durch Dr. Fritz Gattermayer, AGRANA-Vorstand für Verkauf und Rohstoff, fand im Festzelt eine prominent besetzte Diskussion zu den aktuellen Herausforderungen im Pflanzenschutz sowie über agrarpolitische Maßnahmen zur Sicherung der Produktion statt. Dazu diskutierten Agrar-Blogger Dr. Wilhelm KREMER-SCHILLINGS alias „BAUER WILLI“, Dr. Fritz GATTERMAYER, Rübenbauernpräsident DI Ernst KARPFINGER, VÖSK-Obmann Gerhard BAYER sowie Landwirtschaftskammer-Generalsekretär DI Ferdinand LEMBACHER, Univ.-Prof. Dr. Jochen KANTELHARDT, AGES Pflanzenschutzexperte Dr. Johann KOHL sowie Global 2000-Vorstand Dr. Helmut BURTSCHER-SCHADEN.

Dr. Kohl wies darauf hin, dass die Diskussion rund um den Pflanzenschutz sehr angst-fokussiert und populistisch geführt werde und in der Gesellschaft eine sehr unterschiedliche Wahrnehmungsschwelle von Risiken bestehe. Beispielhaft sei die mediale Aufregung um Glyphosatrückstände in deutschem Bier gewesen. Demnach wurde dort bei einer Biermarke rund 1 Mikrogramm Glyphosat pro Kilogramm gefunden, d.h. rund 1 Millionstel Gramm. Kohl relativierte, dass der tatsächlich krebserregende Alkohol im Bier in einer 40.000.000-fachen höheren Konzentration vorliegt. Dr. Wilhelm Kremer-Schillings betonte „man solle nicht den Fehler machen, potentielle Gefahren mit Risiken gleichzusetzen“.

VÖSK-Obmann Gerhard Bayer erklärte, dass in der Kommunikation von Agrarthemen die Sachargumente wieder einen höheren Stellenwert einnehmen müssen. Rübenbauernpräsident Ernst Karpfinger kritisierte die mangelnde Objektivität in der Pflanzenschutzdiskussion: „Es darf keine von Emotionen getragene ideologische Politik auf Kosten der Bauern betrieben werden.“

Im Zusammenhang mit dem Wert von Lebensmitteln betonte Univ.-Prof. Jochen Kantelhardt: „Die Landwirtschaft muss so dargestellt werden, wie sie tatsächlich ist“ und forderte die Landwirte auf: „Sehen Sie sich nicht als Opfer. Die Leistungen der heimischen Landwirtschaft haben in der Öffentlichkeit einen hohen Stellenwert.“ Dr. Helmut Burtscher-Schaden von Global 2000 betonte, dass es neben der Wertschätzung der Konsumenten für regionale Lebensmittel auch eine höhere Preiselastizität brauche. Kremer-Schillings sieht vor allem das Angebot an zu billigen Nahrungsmitteln mit als Ursache: „Das was sich der Konsument von der Landwirtschaft erwartet, muss er auch bereit sein zu zahlen.“ In diesem Punkt waren sich alle Diskutanten einig: Wer hochwertige Produkte nach höchsten Qualitätsstandards erzeugt, erwartet sich auch eine entsprechende finanzielle Abgeltung.

Landwirtschaftskammer-Generalsekretär Ferdinand Lembacher resümierte: „Die Anforderungen an die Landwirte als Unternehmer werden definitiv höher und vielfältiger. Umso wichtiger ist es agrarpolitisch für möglichst stabile und planbare Rahmenbedingungen zu sorgen“. Dem schloss sich Fritz Gattermayer an und ergänzte in Bezug auf die schwierige Situation im Rübenanbau: „Die sinkende Wettbewerbsfähigkeit der Zuckerrübe in Österreich agrarpolitisch abzufedern wäre möglich. Vorgezeigt wird dies in vielen europäischen Ländern, wo die Zuckerrübe eine nationale gekoppelte Förderung erhält.“


Fotos der BETAEXPO finden Sie unter www.betaexpo.at.


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