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Let’s wake them up! – Ein Tag im Zeichen der biologischen Bewirtschaftung

by Stefanie Janitsch | Apr 27, 2017

Let’s wake them up! - Die Rede ist hier von Regenwürmern und allen nützlichen Bodenlebewesen, welche einen essentiellen Beitrag zum Humusaufbau und zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit leisten. Genau unter diesem Leitgedanken fand Ende April eine Konferenz zum Thema „BIO ohne Bodenbearbeitung“ statt. AGRANA war Mitsponsor dieser Veranstaltung und bot ihren Landwirten im Vorhinein die Möglichkeit der kostenlosen Teilnahme. Einige Landwirte nahmen diese einmalige Gelegenheit war und folgten der Einladung.

Internationales Flair herrschte auf der BIO-Konferenz am 25. April 2017 in Absdorf bei Tulln. Nicht nur die hochkarätigen Redner kamen teils von weit her nach Niederösterreich gereist, sondern auch viele der Kongressteilnehmer. Neben heimischem Publikum waren Interessierte aus den verschiedensten Ländern, von der Schweiz, Deutschland, Italien, Ungarn über Spanien bis hin zu Schweden vertreten. Insgesamt besuchten an die 150 Personen diese mit fachlich hochwertigen Programmpunkten organisierte Veranstaltung.

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„It’s not just about producing food, it’s about producing healthy people“ – “Es geht nicht einfach nur darum Lebensmittel zu produzieren, sondern darum Menschen gesund zu erhalten.“

Internationale Vortragende, wie Jeff Moyer, selbst Biobauer und Geschäftsführer vom Rodale Institute (USA), einer gemeinnützigen Organisation zur umfassenden Forschung und Wissensvermittlung im Bereich des biologischen Landbaus, verfolgt die längst-laufende „side-by-side“-Studie in den USA, die die konventionelle chemische Landwirtschaft mit organischen Methoden vergleicht. Er plädiert dafür, dass biologische Wirtschaftsweise nicht automatisch bedeutet mit geringeren Erträgen auskommen zu müssen. „Im biologischen Landbau können heutzutage gleich hohe, wenn nicht höhere Erträge, wie mittels konventioneller Bewirtschaftung erzielt werden“, schließt er aus seinen praktischen Erfahrungen und den Forschungsergebnissen der Versuchsflächen. Bei den Besichtigungstouren und Infoveranstaltungen auf ihrer Farm geben sie den Besuchern folgendes mit auf den Weg: „Die Mission eines jeden Landwirtes sollte nicht ausschließlich darin bestehen Lebensmittel zu produzieren, sondern weitergehend zu denken und sich als Ziel zu setzen, Menschen gesund zu ernähren und somit ihre Gesundheit zu erhalten.“ Zu überlegen gilt es auch, wie und wofür wir unsere vorhandenen Ressourcen einsetzen. Mit der passenden Fruchtfolge, dem rechtzeitigen Anbau von Zwischenfrüchten, sowie einer exakten Saatgutablage kann die Bodenfruchtbarkeit und Bodengesundheit langfristig gefördert und erhalten werden.

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Jeff Moyer aus den USA spricht über Ziele, Mission und Tätigkeitsbereiche des Rodale Institutes in den USA

Brian Oldreive hat ebenso eine Initiative gegründet, um das Leben Einzelner, aber auch der Gesellschaft durch produktive, nachhaltige Landnutzung positiv zu verändern. Er schildert die landwirtschaftlich herausfordernde Situation in seinem Heimatland Zimbabwe und stellt seinen Plan für die „Armen dieses Kontinentes“ – die „Foundation for Farming“ Methode – vor. " Die Menschen in Afrika wollen Neues lernen und an ihren Herausforderungen wachsen, sie müssen dafür nur aktiv an der gesamten Produktwertschöpfung, begonnen bei der Forschung, teilhaben können. Brian Oldreive will den Menschen durch praktische Wissensvermittlung und Einbezug in alle Stufen der Wertschöpfung zeigen, wie man langfristig ertragreich wirtschaften kann.

Ein weiterer Redner war Alfred Grand, Biobauer aus Absdorf und auch Mitinitiator und Organisator dieser Konferenz. Er gab nähere Einblicke in die Regenwurm-Kompostierung und stellte das Projekt „TeamAgrikultur“ vor.

Willemine Brinkman von EIP-Agri (Europäische Innovationspartnerschaft für Landwirtschaft) aus Brüssel stellte diverse Innovationsprojekte vor, welche mit Hilfe von Fokusgruppen oder sogenannten „Operational groups“ durchgeführt werden. Sie bieten dadurch eine Plattform, um Menschen aus unterschiedlichsten Bereichen (Forscher, Landwirte, Berater, usw.) zu vernetzen und einen innovativen Austausch zwischen diesen zu ermöglichen.

Eva Erhart, Wissenschaftlerin der BIO Forschung Austria, brachte ihre Erkenntnisse aus 7 Jahren Forschung für Winterbegrünungen vor das Fachpublikum.

Von der Theorie in die Praxis

Nach einer fachlich interessanten, aber doch auch intensiven Konferenz ging es schlussendlich in die Praxis: Neben der Besichtigung der Regenwurm-Kompostanlage von VERMIGRAND Naturprodukte GmbH, standen weitere Feldstationen rund um die Roller-Crimper Methode (siehe Bild unten) und die Bodengesundheit am Programm. Weiters wurde das Agroforst-System vorgestellt. Bei diesem werden Ackerkulturen und Gehölze (Bäume + Sträucher) streifenweise auf einer Fläche angebaut und genutzt ohne die Bewirtschaftung der Ackerkulturen einzuschränken und gleichzeitig die Biodiversität (Fauna und Flora) zu fördern.

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Besichtigung der Regenwurm-Kompostanlage von VERMIGRAND in Absdorf/Tulln

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Roller-Crimper Methode: Mit dem „No-Till Cover Crop Roller“ wird die Zwischenfrucht mechanisch bearbeitet und so auf den Boden „gerollt“, sie dient demnach als Unkraut-unterdrückende Mulchdecke, in welche direkt gesät werden kann.