Die meisten Rüben wurden ab Ende März gesät, mehr als zwei Monate sind seither vergangen: Zeit für einen Rückblick und für eine Vorschau.
Die Auflaufphase der Rübenpflanzen – die entscheidende Zeit, in der über Erfolg oder Nichterfolg entschieden wird – ist heuer großteils geglückt. In den letzten beiden Jahren war es in diesem Zeitraum zu den größten Flächenverlusten gekommen. Bekanntermaßen hatten Rübenderbrüssler und Erdfloh – gepaart mit trockener und heißer Witterung – die Rohstoffversorgung einer der beiden heimischen Zuckerfabrikstandorte in Frage gestellt.
Zum Glück war heuer alles anders – zwar nicht ganz optimal, jedoch zufriedenstellend.
Weniger Chancen für den Käfer
Der April war unterdurchschnittlich kühl, die Temperaturen sanken ab dem Anbau in 17 Nächten unter den Gefrierpunkt, dreimal bis knapp unter minus 10 °C. Hauptsächlich die schon ab Mitte März gesäten, gerade in der Aufgangsphase befindlichen Rüben konnten diese Frostnächte nicht überleben. In Summe wurden daher knapp 1.000 Hektar umgebrochen und nochmals mit Rüben bestellt. Zwischendurch gab es zwar wärmere Tage, doch bis 20. Mai überschritt das Thermometer nur dreimal die +25 °C-Marke. Die Rübenbauern – vor allem die in den letzten drei Jahren vom Rüsselkäfer geplagten Landwirte – waren gespannt, wie sich der Schädling im Jahr 2021 verhalten würde.
Dank der präventiven Maßnahmen – Einsatz von Pheromonfallen und Fallrillenpflügen, wissenschaftliche Betreuung durch das ARIC-Team – war man für ein Auftreten des Käfers gerüstet. Zusammengefasst: Es kam anders als in den letzten Jahren. Kühle regnerische Witterung, die vorbeugenden Maßnahmen und die Notfallzulassung der neonicotinen Saatgutbeize ließen dem Rübenderbrüssler keine Chance, sich so stark wie in den letzten Jahren auszubreiten und tausende Hektar Rübenkulturen zu vernichten. Bis dato (Ende Mai) mussten wegen des Käfers rund 190 Hektar Rübenflächen umgebrochen werden. Hauptsächlich handelte es sich dabei um Randflächen, nur wenige Flächen erlitten einen Totalausfall. Allen Rübenbäuerinnen und Rübenbauern, die sich der Mühe unterzogen haben 144.000 Pheromonfallen samt Kübeln zum Auffangen der Schädlinge auf den Feldern zu verteilen, gilt großer Dank. An alle ergeht auch die Bitte, die Kübel wieder ordnungsgemäß von den Feldern zu entfernen.
Wie geht es weiter?
Rund 80 Prozent der Rübenflächen weisen sehr gute Pflanzenbestände mit 80.000 bis 100.000 Pflanzen pro Hektar auf. Bei den übrigen 20 Prozent der Flächen handelt es sich hauptsächlich um Rüben, die sehr früh – um Mitte März – gesät wurden oder um Flächen mit zu tief abgelegtem Saatgut. Dies soll nicht als Kritik verstanden werden, denn in den letzten, trockenen Jahren brachte eine tiefere Ablage durchaus Vorteile für den Rübenaufgang. Heuer jedoch zählte die Kombination von „früh und tief“ nicht zu den Gewinner-Strategien.
Bis Mitte Mai haben die Rüben bereits die zweite Nachauflaufbehandlung mit Herbiziden erhalten. Bei vielen Beständen wird bzw. war eine dritte Behandlung notwendig, da Niederschläge bekanntlich auch das Unkrautwachstum beschleunigen. In diesem Zusammenhang sind die guten Erfahrungen mit der ab heuer vermehrt zur Verfügung stehenden CONVISO® SMART-Technik zu erwähnen. Knapp 30 Prozent des Saatgutbedarfs wurden mit CONVISO-Sorten abgedeckt. Die Vorteile dieser Technologie liegen in einer rascheren Aufgangsgeschwindigkeit und einer stressfreieren Unkrautbehandlung, da das Herbizid CONVISO® ONE innerhalb eines größeren Zeitfensters ausgebracht werden kann.
Die kühlfeuchte Witterung hat neben den bereits erwähnten Faktoren zu einem verringerten Schädlingsbefall beigetragen, allerdings auch zu einer Verlangsamung des Rübenwachstums. Bis Ende Mai zeigten die Bestände einen Vegetationsrückstand von etwa zehn Tagen im Vergleich zum zehnjährigen Durchschnitt. Dieser Rückstand wäre bei optimaler Witterung mit weiterhin ausreichender Niederschlagsversorgung und weniger Hitzetagen (Temperaturen von über +30 °C) aufzuholen.
In der zweiten Halbzeit entscheiden Witterung und Grad des Cercosporabefalls
Bis zur Rübenernte vergehen noch Monate und trotz guter Voraussetzungen weiß noch kein Experte, wie gut die Erträge ausfallen könnten. Mit Sicherheit kann gesagt werden, dass auch 2022 wieder Rübenflächen gebraucht werden und umso besser, wenn diese auf 42.000 Hektar wachsen würden.